Schon mal ein Modell „aus Versehen“ verkauft? – So etwas ähnliches ist mir dieser Tage mit der frisch gebauten Flitzebogen 2 passiert, unmittelbar vor dem Erstflug.
Vorspiel
Um die Platzmisere im Hangar wieder einmal anzugehen, werden auf Ricardo ein paar Auktionen gestartet, mit Anfangsgeboten zum Teil schmerzhaft unter Preis. Als Blickfang gebe ich die Flitzebogen dazu, diese allerdings kostendeckend. Verschleudern oder gar verschenken möchte ich sie ja nicht. – Und was passiert?! – Genau! – Die Flitzebogen findet sofort einen Käufer, während mir die Altlasten immer noch im Weg rumstehen.
Nach Denkweise von Flying Tom ist dadurch kein aber Schaden entstanden. Im Hangar hat’s wieder Platz für einen DLG. Geld für einen neuen DLG ist auch da. Zurzeit habe ich Ferien und bin Zuhause. Das kann zusammengefasst nur eines bedeuten: 2 Mal Bauspass für 1 Mal bezahlen. Zudem ist dies eine geschenkte Gelegenheit zu einem Vergleich mit der Konkurrenz. Ich hole mir nicht einfach beim Insider-Modellbau eine neue Flitz, sondern bestelle bei Leomotion die Snipe 2.

Der erste Eindruck
Bei der Snipe ist der Innenausbau durch den Bausatz mit vielen Spezialteilen und einer auf Millimeterbruchteile genauen Bauanleitung gegeben. So und nicht anders. Das Schreiben eines Bauberichts für die Snipe kann ich mir sparen. – Obwohl, … wahrscheinlich wird die leichtgewichtige aber fummelige Ruderanlenkung mit Kevlar-Fäden und Torsionsfedern für Seite und Höhe durch ein Push&Pull-System mit Stahldrähten ersetzt werden.
Die Snipe macht einen sehr „aufgeräumten“ Eindruck. Während man von anderen Herstellern meist nur eine Carbon-Eierschale geliefert bekommt, deren Innenleben man selber zu gestalten hat, ist hier die tragende Struktur für Servos, Empfänger und Akku bereits Teil des Modells. Leider ist die lichte Höhe vom Komponententräger bis zur übergeschobenen Nase sehr knapp bemessen. Für die X08-Servos und den Empfänger kein Problem. Der vorhandene Platz in Länge und Breite lässt sich aber durch den Akku schlecht nutzen. Lediglich der sehr kleine 180 mAh 2s-Lipo von E-flite (EFLB1802S20) passt mit seinen 11 mm Höhe unter die Haube.
Ruderhörner auf dem Flügel gibt es keine. Die Anlenkung erfolgt versteckt durch den Rumpf. Nichts stört die Aerodynamik der Flügeloberfläche. Man bezahlt allerdings einen hohen Preis dafür. Die Montage der Flügel auf den Rumpf und das Verbinden des Lenkgestänges im Rumpf-Inneren mit den auf Kugelgelenken gelagerten Anschlüssen mit den Querrudern ist auch nach dem 7-ten Mal noch eine Geduldsprobe. Auf Youtube sind schon Selbsthilfe-Videos aufgetaucht. Wenn dabei das Gewinde vermurkst wird oder der Innensechskant ausleiert, dann ist Schluss mit lustig. Diese Ersatzteile möchte ich nicht im Web suchen gehen.
Flying Tom’s „Verbesserungen“
Flying Tom wäre nicht Flying Tom, wenn alles so bleiben dürfte wie es aus dem Bausatz kommt.
Die Anlenkung der Querruder/Flaps ist zweifellos ein Hingucker. Ich konnte aber noch kein Bauchgefühl dafür entwickeln, wie sich über diesen ungewohnten Mechanismus die Feineinstellung der Ruderausschläge gestaltet. So richtig ausprobieren kann man das erst, wenn alles unwiderruflich abgelängt, verklebt und montiert ist. Deshalb spendiere ich der Snipe einen Satz Löthülsen M2.5 mit geschlitzter Bohrung 2.3 mm. Diese werden mit Epoxy auf die Enden der Carbon-Stäbe aufgeklebt. Somit können die Gabelköpfe des Bausatzes auf die Anlenkung aufgeschraubt statt wie vorgesehen verklebt werden. Sie sind also zerstörungsfrei wieder lösbar und – was noch viel wichtiger ist – machen die Stablänge um 10 mm verstellbar.
Dass ich bis heute mit üblichen ultraleichten Anlenkungen der Schwanzfedern mittels Kevlar-Saiten und Torsionsfedern nicht so richtig warm geworden bin, ist auf diesem Blog aktenkundig. Bei meiner Snipe wird der robuste 0.5 mm Stahldraht auch zum Einsatz kommen. Der Gewichtszuwachs hält sich in Grenzen. Statt der 6 g Ballast, welcher gemäss Bauplan für meine Konfiguration nötig sein würde, installiere ich 7.5 g fix im Hohlraum der Nasenspitze um mit dem bescheidenen 180 mAh Akku den Schwerpunkt auf 70 mm zu bringen.
Snipe vs. Flitzebogen
„Die Waffen sind gut und gleich“, sagten die Sekundanten damals beim Duell. In Sachen Leichtbau und virtuosem Umgang mit der Carbon-Faser bleiben sich Flitz und Snipe, resp. ihre Konstrukteure Andrei Yakovlev und Vladimir Gavrilko, nichts schuldig. Auch im Geldbeutel bemerkt man kaum Differenzen. Und der Mode folgend sind beide Dekors in Pink, die Farbe der Saison. Die Unterschiede liegen im Engineering der Gesamtlösung.
Der geneigte Modellbauer wird sich bei der Snipe um seinen Bauspass und um die Möglichkeiten zur individuellen Optimierung betrogen fühlen. Sehr vieles ist durch den Bausatz vorgegeben. Hingegen dreht die Snipe schon in der Thermik ihre Runden, während bei der Flitzebogen noch das Epoxy um das eingeharzte Servobrett am Trocknen ist.
Welcher der beiden Vögel besser fliegt, werde ich vorläufig nicht testen können. Die Flitzebogen musste ich leider vor dem Erstflug abgeben. Der Jungfernflug der Snipe steht noch aus. Viel zu viel Wind heute.
Links
- Flying Tom’s Hangar-Eintrag der Snipe 2
- Hersteller-Seite Vladimir’s Model
- Video „Nightmare“ der Flügelmontage auf Youtube
- Blog-Beitrag Snipe 2 tiefergelegt
Pingback: Snipe 2 tiefergelegt | Flying Tom's Blog