Last Update: 01.01.2016
Warum schreibt einer einen Baubericht zu einem Fertigmodell? – Das kam so:
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Die F-86 stand schon länger unbenutzt bei uns im Hangar.
Das Fertigmodell aus den USA wurde original als RTF-Schaumwaffel mit Tactic-Sender und -Empfänger verkauft. Vermutlich weil Tactic in Europa nicht sehr weit verbreitet ist, kam das Set bei uns ohne den zugehörigen Sender auf den Markt. Stattdessen wurde der AnyLink-Adapter dazu angeboten, welcher an die hierzulande gängigen Sender wie Spektrum, Futaba etc. angeschlossen werden konnte. Das Binden auf unsere DX6i war allerdings Glückssache und nicht dauerhaft. Manchmal ging‘s, manchmal ging‘s nicht. Und manchmal dauerte es zehn Minuten, bis sich Sender und Empfänger fanden. Support im Internet zu dieser Problematik war spärlich. Know-how unter den Modellfliegerkollegen auch: „Das ist ja nur Spielzeug.“ |
Es kam was kommen musste: Mit der Freude war es schnell vorbei. Säuberlich verpackt dämmerte die F-86 im Hangar vor sich hin. Der unförmige AnyLink-Adapter wurde von der DX6i wieder abmontiert und ging mit der Zeit verloren. Damit wäre eigentlich auch das Schicksal der F-86 besiegelt gewesen. Aber ein gutes, flugfähiges Modell praktisch ohne Gebrauchsspuren und ohne auch nur einen Absturz auf dem Zähler kann man nicht einfach wegschmeissen.
Lag da nicht noch ein kleiner AR6310-Empfänger in der Grabbelkiste? Den hatte ich vor längerem im Internet ersteigert. Konkrete Pläne dafür gab es keine. Nicht zuletzt deshalb, weil ich es bisher noch kaum mit Steckern zu tun bekommen hatte, welche in die Spektrum-Ultra-Micro-Buchsen dieses Empfängers gepasst hätten.
Mit einem beherzten, chirurgisch sauberen Schnitt entlang den angedeuteten Blechstössen wurde eine Wartungsklappe ausgeschnitten. Öffnen liess sie sich freilich nicht. Mir war entgangen, dass die Eingeweide der F-86 zusammen mit Rumpfrücken und Impeller-Schacht vom Hersteller für die Ewigkeit mit einem Kunststoffträger verklebt worden waren. Nix zu wollen! Deswegen mussten alle weiteren Eingriffe – um bei den Chirurgen zu bleiben – minimal invasiv und endoskopisch durchgeführt werden.
Ab hier war in meiner Beziehung zu diesem „Projektchen“ eine Spur Verbissenheit zu erkennen.
Also: Passende Stecker an Servos und Regler montieren. – Woher nehmen? – In der ganzen Schweiz keine gefunden. – Was nun? – Spektrum-Servos mit passendem Stecker kaufen und abschneiden? – So verzweifelt war ich noch nicht. – Schliesslich gefunden und bestellt bei Höllein in Deutschland. Nach einer Woche waren sie da.
Das Kriegsglück war aber nach wie vor auf der Seite meiner Feinde. Die Stecker passten nicht. Ich hatte mich vertan. Ausser Spesen nicht gewesen.
Daraufhin klagte ich mein Leid dem Händler meines Vertrauens. Dieser überlegte nicht lange und deutete auf ein Regal mit allerlei Stecker-Kleinkram: „Die kleinen von Multiplex passen“ (Servoanschlußkabel MPX-MICRO, Multiplex # 85140, übrigens auch erhältlich bei Höllein) Die passten tatsächlich. Darauf muss einer erst mal kommen. Man sollte halt rechtzeitig jemanden fragen, der sich auskennt. |
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So, nun kam das heitere Farbenraten mit den Kabeln: Das Tactic-Schwarz-Rot-Weiss und das JST-Braun-Orange-Gelb des Modells waren in das Multiplex-Rot-Schwarz-Gelb der Stecker zu überführen. Einfach das dunkelste auf das dunkelste usw. Das passt schon.
Schrumpfschläuchlein des Gas-Kabels wieder aufschneiden, Lötstellen lösen, richtige Drähte verlöten, diesmal rot auf schwarz und schwarz auf rot, Schrumpfschlauch wieder drauf, welch ein Gefummel, mit der Pinzette die Bind-Pins des Empfängers kurzschliessen, Akku einstecken … ES BLINKTE.
Das Binden auf die DX9 gelang problemlos. Gas einmal hoch und runter. Es piepste, und beim nächsten Gasgeben pustete die Turbine die Schrumpfschlauchreste vom Tisch. Auch die Ruder-Servos versahen jetzt ihren Dienst. Hurra!
Die Operationsnarben wurden noch mit farblich passendem Isolierband abgedeckt. Fertig!
So fand ein weiteres Projektchen ein glückliches Ende, wenn auch (wie so häufig) etliche Stunden und noch mehr Franken später als geplant.
Mehr zu den Kosten ist im Beitrag Für’n Appel und’n Ei zu finden.
Folgendes möchte ich auch noch zu Protokoll geben: Mein nächstes Modell wird mindestens so gross sein, dass ich mit beiden Händen im Rumpf arbeiten kann. Reinkriechen wäre noch besser …
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