Decals selber herstellen

Last Update: 02.05.2020

Grundlagen und Motivation

Decals sind nichts anderes als Abziehbilder. Im deutschen Sprachgebrauch versteht unter Abziehbild im allgemeinen irgend etwas, was sich von einem Trägermedium lösen und woanders aufkleben lässt. Das sind die klassischen Dekor-Bögen, welche bei vielen Modellen mitgeliefert werden. Die Ergebnisse sehen aus einer gewissen Distanz sehr gut aus, also beim Modell im Flug. Aus der Nähe erkennt man aber anhand der Materialdicke oder wegen Falten und Überständen gut, dass etwas aufgeklebt wurde.

Decals sind ein Spezialfall davon. Bei ihnen ist die Trägerfolie so dünn und die Adhäsion so stark, dass das Ergebnis aussieht und hält wie aufgemalt. Die Bilder sind aber beim Aufbringen dermassen empfindlich, dass man sie in Wasser lösen und schwimmend auf das Modell übertragen muss.

Die Vorteile dieser Methode liegen auf der Hand. Man braucht nicht direkt auf das Modell zu malen. Das macht vieles einfacher, da man

  1. beliebig viele Versuche hat und missglückte Kunstwerke wegschmeissen kann.
  2. die optische Wirkung der finalen Grafik auf dem Modell prüfen kann, bevor sie fest angebracht oder aufgemalt ist.
  3. auf einer flachen Unterlage arbeitet und nicht in den unmöglichsten Stellungen am Modell herumturnen muss.
  4. alle erdenklichen Hilfsmittel wie Computer, Drucker, Plotter etc. einsetzen kann.
  5. sich im Internet viel Gelungenes ausborgen kann und nicht alles selber machen muss.

Die Aufgabenstellung

In diesem Beispiel designen wir ein Logo, drucken es auf einem Laser- und Inkjet-Drucker aus und kleben es auf das Modell. Als Versuchskaninchen muss unsere Topsky 3.0 Disser herhalten. Das Logo soll so etwas sein wie der „FlyingTom.net“-Schriftzug auf diesem Foto.

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Damit es nicht nur etwas zu schreiben, sondern auch noch etwas zu zeichnen gibt, sollen die waagerechten Deckel des „F“ und des „T“ den ganzen Schriftzug überspannen. Dadurch wird das Logo kompakter und wir bekommen eine dominante Linie, welche sich optisch gut an irgendwelche Linien des Modells, z.B. Flügel- oder Ruderkanten, angedeutete Blechstösse etc. heften lässt.

Als zusätzliche Fingerübung erstellen wir uns für die dekorierten Modelle zusätzlich einer QR-Code nach diesem Muster:

Hangar_E-Tomcat_QR-Code

Dieser QR-Code enthält die URL (Web-Adresse) unserer Hangar-Seite des Modells. Durch das Scannen des Codes mit der Handy-Kamera wird automatisch die entsprechende Seite im Browser geöffnet. Vorausgesetzt natürlich, man hat die richtige App installiert. Dass man so etwas machen könnte und sollte, ist mir kürzlich an der Modelbaubörse in Willisau eingefallen. Ich hatte da meine Sunbird feil gehalten und musst mehrere duzend Mal die URL des meines Blogs buchstabieren.

QR-Codes kann man sich im Web gratis erstellen lassen, zum Beispiel auf www.qrcode-generator.de.

Logo mittels Vektor-Grafik erstellen

Grundsätzlich kann man alles, was sich elektronisch speichern und drucken lässt als Decal auf die Modelle kleben. Wir wollen unser Logo möglichst in verschiedenen Grössen und Farben wiederverwenden können. Deshalb zeichnen und speichern wir es als Vektor-Grafik (Dateiendung SVG, Scalable Vector Graphics). So lässt es sich ohne Qualitätsverlust beliebig skalieren. Bei gepixelten Grafik-Formaten wie JPEG, GIF und PNG würde man schnell einmal die gefürchteten „Treppen-Ränder“ kriegen.

Dazu braucht man eine Software, welche dieses Format versteht. Ich verwende Inkscape. Das war die erstbeste Gratis-App, welche im Internet zu finden war. Mit der bin ich auf Anhieb zurecht gekommen, und die Ergebnisse können sich sehen lassen.

Für unser Logo braucht es keine Rocket-Science:

  1. mit dem Text-Tool „FlyingTom.net“ eintippen
  2. mit flachgezogenen schwarzen Rechtecken die obere Linie ziehen
  3. mit flachgezogenen weissen oder transparenten Rechtecken unerwünschte Schriftteile übermalen
  4. mit schwarzen Rechtecken das „F“ und das „T“ bis zum Deckel verlängern.
DecalLogoSchritte

Entwicklungsstufen des Logos

Wenn wir zufrieden sind (und das sind wir bei diesem Test relativ schnell), ziehen wir uns das Logo in verschiedene Grössen und vervielfältigen es mit Copy/Paste bis das Blatt voll ist.

Trägermedium

Als professioneller Decal-Hersteller würden wir erstens einen Papierbogen mit einem wasserlöslichen Adhäsions-Kleber beschichten, dann zweitens in den Umrissen unserer Bilder die Trägerfolie auftragen um drittens die Bilder kongruent auf die Trägerfolien aufdrucken zu können. Viertens würden wir das Decal als Finish mit eine Lack versiegeln und auf den gewünschten Glanzgrad bringen. Mit einem handelsüblichen Drucker kriegt man die ersten beiden Schritte und den Finish aber nicht hin, egal ob mit Laser oder Inkjet. Die können nur „drittens“.

Wir beschaffen uns deshalb Halbfabrikate, bei welchen der Kleber und die Trägerfolie schon flächendeckend auf dem Papier sind. Bei www.modellbauland.ch werden wir fündig (geliefert innerhalb von 2 Tagen):

  • Decal-Folie transparent für Laser-Drucker
  • Decal-Folie transparent für Tintenstrahldrucker

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Decals anbringen

Wir schneiden die gewünschten Decals aus den Bögen. Dabei wollen wir einerseits möglichst wenig von der unbedruckten Trägerfolie mitnehmen. Andrerseits sollten wir auch nicht die schön gerade gedruckten Linien mit der Schere krumm schneiden. Auch mit Bastelmesser und Metall-Lineal muss man vorsichtig sein. Die Folie könnte an der Schnittkante zerbröseln, was auch zu ausgefransten Logo-Rändern führt. Also nicht zu nahe am bedruckten Teil schneiden.

Dann kommt das trockene Probeliegen. In unserem Fall „lehnen“ wir uns an die Anschlagslinie des Höhenruders an. Dabei ist für den QR-Code zu berücksichtigen, dass für das optimale Einlesen um das Bild herum ca. 4 QR-Quadratbreiten (Pixel) möglichst kontrastfrei bleiben sollten.

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Wenn wir sicher sind wo das Logo hin soll, wird es in lauwarmem Wasser eingeweicht. Beim Kontakt mit dem Wasser wird es sich zuerst etwas einrollen. Wenn nötig drücken wir es flach, damit alle Teile gleichmässig benetzt werden und dass es sich nicht von selbst zu einer Rolle zusammenklebt. Wenn es flach auf dem Wasser liegen bleibt, ist es bereit für das Anbringen auf dem Modell. Bei meinen Decals dauert das etwa eine Minute.

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Die Oberfläche des Modells sollte auch nass sein. Am besten lässt man das Trägerpapier nicht über der Schale abtropfen, sondern legt es nass auf das Modell. Mit dem linken Zeigefinger drücke ich leicht auf das „F“ und schiebe es so ein paar Millimeter vom Trägerpapier herunter. Dann wird das Papier vorsichtig ganz nach rechts weggezogen, während ich das „F“ in seiner ungefähren späteren Position auf das Ruder drücke.

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Das Decal lässt sich verschieben, solange noch genügend Wasser darunter ist. Wenn die Position stimmt, wird es mit einem weichen Lappen fest angedrückt. Es sollten keine Luftblasen mehr unter der Folie sein. Nach dem Trocknen sieht das Logo aus wie aufgedruckt. Je nach Lichteinfall kann man die Trägerfolie noch leicht erkennen, da sie nicht genau den gleichen Glanzgrad hat wie die Oberfläche des Modells. Man könnte jetzt noch leicht drüber lackieren. Ich bin aber schon so mehr als zufrieden.

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Die für diese Versuche verwendeten Folien sind nicht 100% transparent. Für das Bedrucken – vor allem mit dem Tintenstrahler – müssen sie natürlich leicht matt sein. Dadurch werden sie milchig. Die besten Ergebnisse lassen sich deshalb auf hellen, am besten weissen oder gelben Modell-Oberflächen oder auf Pastelltönen in hellem Blau oder Grau erzielen. Auf dunklen oder knalligen Farben wie z. B. dem dunklen Orange auf den Flügeln der E-Taser bleibt die Trägerfolie als leichter Grauschleier sichtbar. Durch Überlackieren mit transparentem Acryll-Lack lässt sich der Effekt etwas reduzieren. Ganz weg bringt man ihn nicht. Das stört bei flächendeckenden Motiven wie dem QR-Code nicht. Bei Schriften mit einem hohen Anteil an unbedruckter Folie kann es störend sein.