Ein gut bestücktes Ersatzteillager ist Gold wert. Wie oft war ich schon froh, dass ich bei Bedarf die richtige Schublade öffnen, das in weiser Voraussicht eingelagerte Ersatzteil entnehmen und die Reparatur innert einer Viertelstunde nach Eintreten des Schadens vollenden konnte! Auch sonntags und nachts! – Ja, wie oft denn? – Lassen Sie mich mal nachdenken, über all die Jahre, … ehrlich gesagt … noch nie!
Hier geht es um …
- den fünften Servo, welchen ich zu den vier im Modell benötigten als Reserve mit bestelle und dann in meinen Schubladen endlagere.
- den sechsten Servo, welchen ich zusätzlich zu den vier benötigen und dem einen in Reserve noch mit bestelle, damit ich die Limite für die portofrei Lieferung schaffe, um ihn dann in meinen Schubladen endzulagern.
- die gebrauchten, bunt zusammengewürfelten drei Regler, fünf Empfänger und zwei Aussenläufer, welche ich aus dem Nachlass eines aufgegebenen Hobbys günstig über Ricardo ersteigere und dann in meinen Schubladen endlagere.
- den Gimmik, welchen ich bei meinem Händler in der Kiste der Altlasten als Sonderangebote finde, und welchen ich bestimmt einmal brauchen kann, auch wenn ich im Moment keine Ahnung habe wozu. Hauptsache, ich kann ihn in meinen Schubladen endlagern.
- die komplette Steuerung, welche ich damals mit der Absicht der Wiederverwendung aus der Schaumwaffel-Corsair ausbaute, nachdem diese 50 Meter neben der Piste ein jähes Ende gefunden hatte. Und … klar, endlagern.
- und, und, und …
All diese Schätze verteilen sich in meiner Werkstatt inzwischen auf nicht weniger als achtzehn Schubladen. Alles fein säuberlich nach Funktionalität und Anwendungsbereich sortiert. Die Kisten mit nicht inventarisierten Inhalten auf dem Dachboden und unter der Treppe nicht mitgezählt.
Lange schöpfte ich beträchtlichen Stolz und modellbauerische Zuversicht aus meinem Ersatzteillager. Aber eben leider nur das, keine Ersatzteile.
Entweder war das passende Teil nicht da. Oder es war theoretisch da, aber trotz peinlicher Ordnung momentan nicht zu finden. Oder ich brauchte drei Stück, es waren aber nur zwei da. Oder es war da, war aber schon etwas älter oder kam aus einer fragwürdigen Quelle, sodass ich es nicht in mein wertvolles Modell einbauen mochte. Also wurden stets Neuteile beschafft. Da weiss man was man hat, volle zwei Jahre Herstellergarantie inklusive.
Kürzlich hielt ich den schon zwei Jahre alten aber noch original verpackten Ersatzpropeller (komplett mit Spinner, Adapter und Mitnehmer) unserer Multiplex PC-6 in Händen und fragte mich, in welcher Schublade ich ihn bis zur baldigen Verwendung zwischenlagern sollte. Dann fiel mir ein – was dem aufmerksamen Leser dieses Blogs bestimmt auch nicht entgangen ist – dass die PC-6 längst verkauft und nicht mehr im Besitz von Flying Tom ist.
Also wegschmeissen? – Da klebten immerhin noch Preisschilder von gut über 30 Franken dran. – Verkaufen? – Mühsam bei solchem Kleinkram.
Dann ging ich aus reiner Neugier mal durch das ganze Lager und überschlug die Summe aller Kaufpreise. Erst überraschend weit in den vierstelligen und beängstigend kurz vor den fünfstelligen Zahlen kam ich zu einem Ende. Dieser Betrag hat natürlich mit dem effektiven Zeitwert nicht viel zu tun. Gerade die Elektronik muss jährlich kräftig abgeschrieben werden. Trotzdem, da ist unnötigerweise viel zu viel Kapital gebunden.
Nun ist es Zeit, gewissen Tatsachen ins Auge zu blicken und Entscheide zu fällen:
Ich höre auf mit dieser teuren und ineffizienten Allzeit-Bereit-Ersatzteilwirschaft. Ich kaufe mir nur noch genau das, was ich unmittelbar brauche. Die Lagerhaltung überlasse ich meinen Lieferanten, welche mich schon bisher schnell und zuverlässig versorgt haben. Oder etwas neudeutscher ausgedrückt: Ich lasse meine Supply-Chain just-in-time liefern. Die Grossen wie VW oder Boeing machen das heute auch alle so.
Und falls doch mal ein Modell wegen einem Lieferengpass gegroundet wird, habe ich immer noch genügend andere flugfähige Geräte im Hangar.
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