Man schreibt Auffahrt 2017. Etwas später als in anderen Jahren erscheint das Flying Tom Team zur Saisoneröffnung auf dem Platz. In Erwartung suboptimaler Bedingungen haben wird die Teuren, Grossen und Schweren zu Hause gelassen. Mitgekommen sind nur ein paar Kleinigkeiten in Holz oder Carbon-Z-Schaum, allen voran die Convergence VTOL, welche endlich zu ihrem ordnungsgemässen Erstflug kommen soll.
Auf dem Flugplan stehen von links nach rechts: E-flite Viking Model 12 280, E-flite Convergence VTOL und Aerobel Piper J-3 Cub.
Wie sagt die alte Bauernregel? – „Es gibt kein schlechtes Flugwetter, man hat höchstens den falschen Flieger mit dabei.“ – Es gäbe gute Gründe die Segel zu streichen und wieder nach Hause zu fahren. Erstens bläst eine starke, gefährlich böige Bise aus Nordost. Das sorgfältig drapierte Line-Up auf der Sitzbank wird zerzaust, noch bevor es fotografisch dokumentiert werden kann. Wir müssen Modelle und Zubehör in den Brennnesseln dahinter zusammensuchen. Zweitens ist unsere Piste immer noch wegen Renovation gesperrt, nachdem sie von irgendwelchem Ungeziefer zerfressen worden war. Zum Starten und Landen bleiben nur entweder der schmale Feldweg zwischen dem Absperrband der Piste und dem Drahtverhau um die Kuhweide oder die paar wenigen Quadratmeter Wiese vor der Sitzbank. So lieben wird das: Eine Aufgabe für Experten und Könner! – Von denen ist aber leider keiner da. Deswegen müssen wir es selber versuchen.
Los geht’s mit der Convergence. Angesichts der prekären Verhältnisse werden wir sie heute nur im Tubel-Modus fliegen. E-flite nennt das vornehmer den Stabilitäts-Modus. So betrieben verhindert der Bordcomputer anhand der Daten der Kreisel-Plattform allzu heftige Schräglagen um die Quer- und Längs-Achsen. Zudem fängt er den Flieger ab und bringt ihn wieder in eine normale Fluglage, wenn der Pilot die Finger von den Knüppeln nimmt.
Trotz viel Wind klappen der Start und der darauf folgende Testflug hervorragend. Es ist deutlich erkennbar, dass das Steuergerät dem Piloten ordentlich dazwischen funkt. Es kämpft tapfer gegen die Elemente. Mehrmals wird die Convergence im Flug beinahe auf den Rücken geworfen, was ja gemäss eingestelltem Flug-Modus nicht geschehen dürfte, kehrt aber zuverlässig wieder in die Normallage zurück.
À propos „Tubel-Modus“: Tatsache ist, dass einem das Steuergerät viel Arbeit abnimmt. Das heisst aber nicht, dass die Convergence keine Ansprüche an den Piloten stellt. Mit dem Betätigen des Flugmodus-Schalters bekommt man von einer Sekunde auf die nächste ein völlig anderes Fluggerät. Gas macht dann plötzlich Höhe statt Vortrieb. Querruder fliegt zur Seite statt zu rollen. Und beim Ziehen an der Höhe geht der Flieger rückwärts (!) statt nach oben. Altbewährte Pilotenreflexe können so ins Verderben führen. Das muss trainiert werden. Und man ist heilfroh, dass einem der Bordrechner gelegentlich eine Verschnaufpause gönnt um die Gedanken neu zu ordnen.
Der spannende Teil ist natürlich die Transition, der Übergang vom Multirotoren-Flug zum normalen Flugzeug-Flug. Auch das macht die Convergence selber. Man braucht das Manöver nicht auszufliegen. Es reicht zu wissen, welchen Schalter man umlegen muss. Die Triebwerke klappen in mehreren Schritten nach vorne. Das Modell nimmt Fahrt auf bis die Flügel tragen. Dann kann der Pilot wieder übernehmen.
Mit viel Gas wollen wir sehen was geht. Tempo Karacho! Nach dem gemächlichen Schwebeflug wird die Convergence zur Rakete. Allerdings bedeutet hohe Geschwindigkeit bei abgeregelter Schräglage sehr grosse Kurvenradien. – Stand der Strom-Mast schon immer so nah? – Looping kann man vergessen. Nichts ist’s mit Akro. Es bleibt bei ein paar grosszügigen Platzrunden. Der Testpilot beginnt sich zu langweilen.
Den zweiten Schalter aber, der, welcher mit „Kunstflug-Modus“ angeschrieben ist, den lassen wir trotzdem unberührt. In der Bedienungsanleitung steht, der sei nur etwas für erfahrene Piloten, insbesondere beim Starten und Landen. Heute besser nicht.
Zurück in den Schwebeflug geht es wieder automatisch. Das Landen gelingt problemlos. Man muss allerdings die Nase sauber im Wind halten. Gegen die gemäss Wetterbericht 31 km/h Böenspitzen kommt die Convergence seitwärts nicht an. (Man beachte auf dem nachfolgenden Bild die Grashalme im Vordergrund!)
Ein weiteres hübsches Feature soll nicht unerwähnt bleiben. Die Convergence führt die Kamera und den Sender eines FPV-Sets mit. Nicht, dass wir in Zukunft mit einer dieser monstermässigen Video-Brillen vor den Augen im Klee stehen möchten. Aber mal ausprobieren darf man ja. Leider wird bestätigt, was sich schon zu Hause beim Test-Schweben im Garten abzeichnete: Die Reichweite der Video-Übertragung geht trotz Nachrüstung der Antennen nicht weiter als man einen Kirschkern spucken kann. Ob das nur an unserem Billigst-Set liegt oder an den Europäischen Fernmeldegesetzen wollen wir nicht näher analysieren.
Übermütig geworden durch den erfolgreichen Erstflug, werfen wir gleich noch die Aerobel Cub in die Luft. Der Hauch von Sperrholz kämpft aber bei diesem Wind weit ausserhalb seiner Gewichtsklasse. Wir brechen die Übung ab. Die Landung gelingt punktgenau vor unseren Füssen, jedoch etwas gar steil. Wir schreiben einen neuen 7×4-Propeller auf den Hope-Einkaufszettel und gehen nach Hause. Die Viking bleibt heute ungeflogen.
Siehe auch E-flite Convergence VTOL – Das Unboxing.
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